Seit 2024 ist der Nördliche Schwarzwald als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ zertifiziert. Aber was bedeutet das? Ich habe vier Wanderungen getestet.
Wie ich sie fand? Hier findest du alle Informationen und GPS Daten.
Kuckucksuhr, Schwarzwälder Kirschtorte, Bollenhut, mein Kopf fährt Karussell vor lauter Schwarzwald-Klischees.
Vor allem, seit uns Karl Schwemmle in seinen gut sortierten Weinkeller im Hotel-Restaurant Lamm in Rotensol zur Weinprobe entführt hat. Wir haben schon einige lokale Weine probiert, als er mit seinem charmanten badischen Akzent vorschlägt, dass wir jetzt noch den Rum und die verschiedenen Whiskys probieren sollten. „Wollt ihr auch Schwarzwälder Schinken?“ fragt er.
Der Schwarzwald, nur zwei Zugstunden von Heidelberg entfernt, und doch irgendwie eine andere Welt. Die Wälder sind dicht und grün, hier sagen sich Auerhahn und Luchs Toni gute Nacht, es gibt Bannwälder (Wälder, die nicht mehr bewirtschaftet werden) und endlich ist mein Name in aller Munde. Der Sturm Wi(e)bke hat hier vor 30 Jahren eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Trotz der Nähe kenne ich den dunklen Tann eigentlich gar nicht.
Die Anreise mit öffentlichen zum Wandern ist im Schwarzwald kein Problem
Mit dem Zug fahre ich zunächst nach Karlsruhe und dann mit der S-Bahn weiter nach Bad Wildbad, einem guten Ausgangspunkt für Wanderungen im Nördlichen Schwarzwald.
Seit 2024 ist die Region als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland“ zertifiziert. Doch was genau bedeutet diese Zertifizierung, will ich von Vanessa Lotz-Kijak wissen, die im Nördlichen Schwarzwald für den Bereich Outdoor zuständig ist. „Eigentlich ist es so etwas wie Wandern in der Königsklasse“, sagt sie. „Die Wege müssen gut ausgeschildert und mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar sein. Die Wanderwege sollten eher schmal als asphaltiert sein und durch abwechslungsreiches Gelände führen. Außerdem gibt es Hotels, die speziell auf Wanderer eingestellt sind - das heißt, sie haben Wanderausrüstungen zum Ausleihen, Trockenräume und bieten zum Beispiel Lunchpakete an. Und in den Touristen-Informationen hast du Berater, die sich mit Wandern richtig gut auskennen und dir tolle Tipps geben können“.
Hier vier Tipps zum Wandern im Nördlichen Schwarzwald, die ich persönlich getestet habe:
Abwechslungsreiche Wanderung von Kaltenbronn auf dem Auerhahnsteig durch das Hohlohmoor zum Heidelbeerdorf Enzklösterle.
Das Infozentrum Kaltenbronn, an dem die Tour beginnt, gibt einen guten Überblick über Flora und Fauna des Nordschwarzwaldes. Hier gibt es auch eine Infotafel mit Filmen über die ausgewilderten Luchse. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Über den Auerhahnsteig, der mit einigen Stationen auch für Kinder interessant ist, geht es durch Heidelbeersträucher den Berg hinauf. Ganz anders ist der Weg über Holzbohlen durch das Hohlohmoor zum gleichnamigen Aussichtsturm. Das Moor ist bei jedem Wetter beeindruckend! Auf schmalen Pfaden geht es vorbei an der Prinzenhütte und dem Toten Mann den Berg hinunter. Mit etwas Glück sieht man unterwegs Feuersalamander am Rohnbach.
Mein Tipp:
Ich empfehle dir, zuerst mit dem Bus von Enzklösterle zum Startpunkt der Tour zu fahren. So kannst du ganz entspannt zurück wandern.
Baiersbronner Himmelsweg: Bannwald-Rund-Tour Nationalpark Schwarzwald
Mitten im Nationalpark liegt der älteste Bannwald Deutschlands, der "Bannwald Wilder See". Hier - im Höhepunkt der Tour - hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen und zeigt eindrucksvoll, wie ohne menschlichen Einfluss wieder ein "Urwald von morgen" entsteht. Weiter geht es über die Hochmoorebene zum Wildseeblick und Eutinggrab mit grandiosen Ausblicken entlang des Westweges in die Rheinebene und die Vogesen. Drei Einkehrmöglichkeiten am Wegesrand sorgen dafür, dass keinem Wanderer die Puste ausgeht.
Rund um den Wildsee ist der Weg ein steiler, verwachsener Pfad mit querliegenden Bäumen. Trittsicherheit ist hier Voraussetzung.
Mein Tipp:
Vom Parkplatz an der Hütte Seibelseckle lohnt sich ein kurzer Abstecher zum Mummelsee
Rundwanderung "Tal der Lehmänner" Dobel/Nordschwarzwald
Traumtour entlang des wildromantischen Bach Eyach - Dieser abwechslungsreiche Rundwanderweg ist seit 2022 als Traumtour zertifiziert und ist auch ein Qualitätsweg von „Wanderbares Deutschland”.
Aus gutem Grund: Herrliche Aussicht, malerische Wälder, schmale Pfade und verwunschene Bachläufe charakterisieren diese abwechslungsreiche Tour. Die Eyachmühle bietet noch dazu die perfekte Einkehrmöglichkeit.
Mein Tipp:
Das Restaurant Eyachmühle, malerisch am Fluss gelegen, ist der perfekte Ort für eine Einkehr.
Kaltenbachschleife - Geheimtipp in Gompelscheuer
Die Kaltenbachschleife in Gompelscheuer ist ein neu angelegter Wanderweg und - noch - ein absoluter Geheimtipp. Mit provisorischen weißen Schildern ist der Weg aber schon gut ausgeschildert. Von der Enzquelle in Gompelscheuer führt ein schmaler Pfad den Berg hinauf in ein einsames Tal zum Kaltenbachsee, der von Bäumen umgeben in einer kleinen Mulde liegt. Hier kann man herrlich picknicken. Wildromantisch ist auch der Rückweg entlang des Baches. Ein echter Geheimtipp!
Mein Tipp:
Wem die 5 km lange Kaltenbachschleife zu kurz ist, kann sie mit der Poppelseeschleife oder der Enzschleife um weitere 6 bzw. 7 km verlängern
Infos
Die Internetseite www.mein-schwarzwald.de bietet alle Informationen zu Unterkünften, Restaurants, Wanderwegen und weiteren Aktivitäten.
Das Infozentrum Kaltenbronn ist Naturmuseum, Veranstaltungshaus und Informationsportal rund um die Natur. Hier können verschiedene Führungen und Erlebnisse gebucht werden. Zum Beispiel „Neues von Luchs und Wolf“ am 21. Juni um 18 Uhr oder „Dem Auerhahn auf der Spur“ am 20. Juli um 11 Uhr.
Anreise
Als offiziell ausgezeichnete „Nachhaltige Tourismusdestination“ ist der Nördliche Schwarzwald bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Unterkunft
Das 4-Sterne-Wellnesshotel Enztalhotel in Enzklösterle bietet mehrere Saunen, Dampfbäder und ein Schwimmbad. Auch das Essen ist empfehlenswert - besonders gemütlich ist die Schwäbische Stube. Doppelzimmer mit Frühstück ab 144 Euro, www.enztalhotel.de
Das Hotel, Restaurant und Vinothek Lamm in Bad-Herrenalb-Rotensol hat einen tiefen Weinkeller (eine Weinprobe ist ein Erlebnis) und mit Inhaber Karl Schwemmle einen hervorragenden Gastgeber und Koch. Besonderer Wert wird auf die Verwendung regionaler Produkte gelegt. Doppelzimmer mit Frühstück ab 130 Euro, www.lamm-rotensol.de
Essen
Das Restaurant Eyachmühle, malerisch am Fluss gelegen, ist eine tolle Mischung aus leckerem Essen, uriger Atmosphäre, neuen Ideen und frischen Blumen. Ob Kaffee und Kuchen, Mittag- oder Abendessen, die Slow-Food-prämierte Küche ist immer ein Genuss.
Den schönsten Biergarten mitten im Naturschutzgebiet, umgeben von Wiesen und Wäldern, hat das Wanderheim Zavelstein.