Was interessiert ein kleines Kind saftig grüne Wiesen, wunderschöne braune Kühe mit schmucken Glocken, urige Kneipen an den ausgesetztesten Locations überhaupt, kristallklare See und Wanderwege über Stock und Stein, wenn die Beinchen zu kurz und alle Anderen älter und grösser sind (und vor allem längere Beine haben)?
Die Antwort, zumindest in meinem Fall: überhaupt nicht!
Ich war zu sehr mit Jammern, Schreien und Motzen beschäftigt. So hat es ungefähr 35 Jahre gedauert, mein Kindheitstrauma von der Wanderung am Säntis zu bewältigen und mal wieder in die Schweiz zu fahren. Meine Schwester - inzwischen sind unsere Beine ungefähr gleich lang - versprach mir gut abgesicherte Ein-bis Dreiseillängentouren in schönster Landschaft.
Dass man bis zum Klettergebiet 700 Höhenmeter steil bergauf kraxeln muss und schon alleine der An-und Abstieg eigentlich ein tagesfüllendes Programm bietet, hat sie mir wohlweislich verschwiegen, bis wir im Auto unterwegs waren.
Klicke auf das erste Foto um die Fotostrecke zu starten:
Mit dem vollgepackten Kletterrucksack ist der Anstieg auf jeden Fall schweisstreibend, aber inzwischen weiss ich die Kühe, Wiesen, Gasthäuser etc. tatsächlich zu schätzen. Sobald wir aus dem Wald kommen, entfaltet sich ein Bergpanorama wie aus dem Heidi-Bilderbuch. Wer kann da (in meinem Alter) noch maulen? Mehr zu meckern gibt es bei der Bewertung der Schwierigkeitsangaben an der Südwand gleich hinter dem Gasthaus Äscher: Selbst in einer 5c muss ich die Zähne zusammenbeissen - sie fühlt sich eher wie eine 7 an. Auch die anderen meinen, dass es recht kräftig bewertet sei. Vorsichtig klettern ist angesagt, da direkt unter dem langen Felsband der Wanderweg verläuft. Ich hatte ständig Angst, dass ich einen Stein fallen lasse. Witzig sind natürlich die Kommentare der Wanderer: von "Seid ihr lebensmüde?" über "Das würde ich nie machen" zu "Sieht langweilig aus, die bewegen sich ja gar nicht" ist Alles zu hören. Positiv sind die relativ gute Absicherung (naja, ich bin nachgestiegen, und meine Schwester hat schon ab und zu einen Friend gesetzt) und die wirklich sehr guten Standplätze.
Die Wand direkt am Äscher ist nach Süden ausgerichtet – wem das zu heiss ist, der kann auch an der Nordseite der Ebenalp klettern. Dieses Klettergebiet heisst Gartenalp und umfasst acht Sektoren mit 1-3 Seillängen-Touren, die meisten zwischen 6a und 7b.
Wer auch dazu keine Lust hat, der findet bestimmt einen Wanderweg nach seinem Geschmack. Von einer Runde um den See bis zur 20km Rundtour um den Säntis wird Alles geboten. Ich glaube, ich komme nochmal zum Wandern und Staunen, ohne schweren Kletterrucksack wird das der totale Genuss!!!
Hinkommen:
Wer das Auto lieber stehen lassen möchte, kann ab Heidelberg in ca 6 Stunden, mit 3 Mal umsteigen, mit der Bahn direkt bis nach Wasserauen fahren.
In Wasserauen gibt es einen grossen Parkplatz, von dem auch die Gondel bis hoch zur Ebenalb fährt. Zu Fuss geht es vom Tal kommend rechts vor der Seilbahn den steilen Wanderweg hoch Richtung Äscher-Wildkirchli. Schwitzen ist garantiert!
Wer das zu anstrengend findet, nimmt die Seilbahn. Einfache Fahrt für 20, Hin- und Rückfahrt für 31 Franken.
Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp AG
Schwendetalstrasse 82
9057 Wasserauen
Tel: +41 71 799 12 12
Fax: +41 71 799 12 13
Schlafen:
Die nächste Unterkunft zum Klettergebiet ist das Berggasthaus Ebenalp auf 1644 Meter. Pro Person im Doppelzimmer incl. Frühstück Fr. 68.00, Matratzenlager incl. Frühstück Fr. 45.00
Tel. +41 71 799 11 94
Essen:
Bereits um 1800 begannen die Eremiten und Sennen auf der Alp Äscher einfache Getränke und Speisen zu verkaufen. Aus der Alphütte entwickelte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach und nach das Berggasthaus Äscher, welches zu den ältesten der Schweiz gehört. Es liegt hoch über dem Seealpsee an die hohe Felswand gekuschelt.
Geöffnet: Mai–Oktober
Tel. +41 71 799 11 42
Klettern:
SÜDWÄNDE
Höhe 1590 m.ü.M., Richtung Südost, Sonneneinstrahlung morgens bis spät nachmittags. Die Wandflucht ist ca. 1.5 km lang, bis zu 80 m hoch und bietet mehr als 160 Kletterrouten von 1–3 Seillängen. Die Kletterei ist häufig technisch, an kleinen Kanten, Löchern und Griffen. Die Felsqualität wechselt von kompakt auf splittrig. Die angegebenen Kletterschwierigkeiten sind eher streng bewertet.
Beste Kletterzeit: Frühling, Herbst, Winter an Föhntagen.
Die Wände sind in Sektoren eingeteilt. Die Routen sind zum Teil am Einstieg mit kleinen schwarzen Tafeln markiert, auf welchen die Routen-Nr. und der Schwierigkeitsgrad angegeben sind.
NORDWAND GARTENALP Die beste Kletterzeit ist im Sommer. Nach Regen bleiben die Wände lange nass. Zur besseren Orientierung wurden die Routen am Einstieg neu mit kleinen schwarzen Tafeln markiert, auf welchen die Routen-Nr. und der Schwierigkeitsgrad angegeben sind. Die Wand wurde in Sektoren eingeteilt. Es finden sich nur wenige Routen im 5. Schwierigkeitsgrad, keine darunter.
Auf der Seite der Ebenalb Seilbahn gibt es den Kletterführer für die Nordwand, auch als Download:
Hier sind einige der Touren an der Sündwand:
In Buchform für den ganzen Alpstein:
Wanderfüher :
Wer nicht nur klettern will, findet im Appenzellerland viele lohnenswerte Wandertouren. Auf der Seite der Ebenalpbahn gibt sein Karte und einige Wandervorschläge:
Der Rother Verlag hat einen Wanderführer mit den schönsten Wandertouren im Appenzellerland veröffentlicht: