Samstag morgen: Meine Freundin Christiane ruft mich an: "Gehst Du heute Abend mit weg?" Ich: "Nein, ich muss auf einen Dreh". Christiane: "Mhm … willst Du am Mittwoch mit nach Rio fliegen? Claudi kommt auch."
Für eine kurze Zeit hatte ich mit meiner Stewardessen-Freundin Christiane in einer WG gewohnt, dann musste ich wegen Depressionen flüchten.
Während sie immer braungebrannt zwischen Safari in Tansania, Braunbären beim Lachsfangen, oder Hängematte in Aruba wechselte, fuhr ich bei Nieselregen in die Firma. Inzwischen haben sich die Umstände zwar ein bisschen geändert, aber meine Freundinnen Christiane und Claudia fliegen immer noch und natürlich kann ich bei so einem Angebot nicht nein sagen … vor Allem, da ich auch noch bei der Landung im Cockpit sitzen darf!!!
Netterweise sind wir auch noch in einem sehr schicken Hotel mit Pool auf dem Dach direkt an der Copacabana untergebracht von dem aus wir nur die nach draussen laufen müssen um mitten im brasilianischen Leben zu stehen! Gleich mal vorweg: Für mich ist Rio eine der schönsten Grossstädte in denen ich je war. Die Kombination aus Granitbergen, Wald, Meer und breiten Sandstränden ist einfach einzigartig! Ausserdem gilt hier das Motto "Life is at the beach" - Schon bei Sonnenaufgang ist der Strand und die Promenade voll mit Menschen, die Sport treiben. Egal ob Oma beim walken, schicke Frau beim Beach Volleyball spielen, Poser an den Geräten, oder Normalo beim Joggen - ich komme mir vor wie in einem Outdoor-Fitness-Studio Paradies!
Eine Bucht weiter - und einen wunderschönen Spaziergang die Promenade entlang - liegt der berühmte Ipanema Beach. Gleich am Anfang des Strandes begrüsst uns die Statur von Antônio Carlos Jobim und sofort fangen wir an das "Girl from Ipanema" zu trällern. Herrlich amüsieren uns, die aufgepumpten, aber sehr freundlichen Boys from Ipanema, die ihre Muskeln an den Geräten weiter trainieren. Unser Amüsement wird scheinbar als Verehrung verstanden und so bietet einer der Herren - in seiner Gnädigkeit - sogar an ein Foto mit uns zu machen, da können wir natürlich nicht nein sagen - das wäre ja unfreundlich :;)!
Wirklich interessiert sind wir allerdings eher an dem netten Herrn am Strand … mit dem Tablett voller Caipirinhas. Ein halber Liter Maracuja-Caipi am Mittag batscht auf wenig Essen und wenig Schlaf ganz schön, aber wir machen einfach munter mit dem nächsten weiter und dann geht es besser …
Wir mieten uns ein Fahrrad und fahren einmal rund um die Rodrigo de Freitas Lagune … naja wären wir, wenn uns nicht das ein Café so verlockend angelächelt hätte …
Zum Sonnenuntergang gehen wir auf die Felsen zwischen Copacabana und Ipanema. Von hier sieht man am besten, wie die Sonne zwischen den perfekt geformten Kegeln und dem Meer untergeht.
Am nächsten Tag machen wir eine Stadtführung: Erst mal geht es natürlich zum Christus. Vom Corcovado hat man einen tollen Blick über die Stadt und die Buchten. Die Escadaria do Selarón ist eine mit 2.000 Fliesen aus 60 Ländern geschmückte Treppe im Stadtteil Santa Teresa, den wir mit seinen süssen Cafés und der gelben Strassenbahn so toll finden, dass wir Abends - vor unserem Besuch auf dem Zuckerhut zum Sonnenuntergang - gleich wieder hierherkommen. In der Favela Santa Marta hat Michael Jackson 1996 unter grössten Sicherheitsvorkehrungen sein Video "They don't really care about us" gefilmt. Eine lebensgrosse Statue erinnert noch daran.
Am nächsten Nachmittag haben Claudia Kollegen einen Segeltrip zu den Cagarras-Inseln geplant, da lassen wir uns natürlich nicht lumpen und fahren mit.
Der Törn dauert 4 Stunden und kreuzt von der Stadt an der Copacabana vorbei am Zuckerhut in die Guanabara Bucht zu den Inseln bei denen man auch Baden kann. Im Sonnenuntergang gehts zurück. Und am nächsten Tag ist der Stopover auch leider schon vorbei. Schade man könnte hier noch so viel machen: Klettern, Wandern, Sightseeing und natürlich Caipis trinken.
Kleiner Nachsatz zur Sicherheit:
Rio wird als ganz schlimm unsicher beschrieben. Ich habe mich an der Promenade von der Copacabana und Ipanema nicht unsicher gefühlt. Allerdings würde ich auf keinen Fall alleine in einsamen Gassen rumlaufen, sondern immer schauen, dass ich auf gut ausgeleuchteten, einsichtigen Wegen bleibe auf denen möglichst viele Menschen unterwegs sind - Wenn das nicht geht ein Taxi nehmen. Ich hatte auch nur meine alte Kamera dabei und diese, sobald ich nicht gerade ein Foto gemacht habe, in einer alten Hippie-Stofftasche. Am besten im Hotel fragen, wie sie die Situation einschätzen.