Warum willst Du denn nach Äthiopien? Ist das sicher? Was willst du denn da machen?
Ungefähr das waren die Fragen, die wir zu hören bekamen, als wir voller Euphorie verkündeten, in das ostafrikanische Land zu reisen, denn für Reisende steht Äthiopien normalerweise nicht wirklich auf der Top-Reiseliste. Völlig zu Unrecht! Hier 10 gute Gründe, warum jetzt die beste Zeit ist, das Land zu besuchen:
1. Das Land ist im Aufbruch Am 8. Juli 2018 erklärte Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed, dass Äthiopien und Eritrea wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen. Zugleich wurde ein Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern geschlossen. Der 42-Jährige brachte seit April 2018 demokratische Reformen auf den Weg. Auf ihm ruht die Hoffnung der Bevölkerung, dass das Land den Wandel von Korruption zur Liberalisierung endlich schafft. Eine Hoffnung, die die Welt mit den Menschen teilt: Im Oktober wurde ihm der Friedensnobelpreis gegeben. Bereits vor einem Jahr wurde Sahle-Work Zewde als erste weibliche Präsidentin Afrikas gewählt.
2. Danakil Senke: Ein ausserirdischer Besuch Wilkommen zum heißesten (gemessen an den ganzjährigen Durchschnittstemperaturen) und auch zu einem der niedrigsten Orte der Erde (etwa 125 m unter dem Meeresspiegel)! Dieses an ganz im Norden Äthiopiens an der Grenze zu Eritrea gelegene Gebiet ist so sehr ab vom Schuss, dass nur Sandwege oder sehr holprige Straßen zu den Touristenattraktionen führen. Wer das Abenteuer wagt, wird mit knallgelben Sulfurformationen und dem blutroten Lavasee des Vulkans Erta Ale belohnt – Bilder und Farben nicht von dieser Welt.
3. Gheralta Berge: Abenteuerlicher Kirchgang Wenn jeder Kirchenbesuch so spannend wäre, wie der zu den in den Fels gebauten Kirchen in den Gheralta Bergen, müssten sich die meisten Gotteshäuser wohl weniger Gedanken um ausreichend Besucher machen!
Das Felsmassiv aus rotem Sandstein erhebt sich wie ein verschnörkeltes Märchenschloss aus der Hochebene. In der tiefstehenden Sonne schimmert der Fels verlockend in den verschiedensten Rottönen. Auf der Suche nach Einsamkeit und dem Wunsch, näher an Gott zu sein, haben Eremiten im 6. Jahrhundert alleine in der nordäthiopischen Region Tigray 30 solcher spektakulärer Gotteshäuser aus dem weichen Stein geschlagen.
4. Aksum: Zu Besuch bei der Königin von Saba
Aksum ist ein Rätsel, das noch auf seine Lösung wartet. Wohnte die Königin von Saba wirklich in dieser Stadt? Liegen die 10 Gebote tatsächlich in der kleinen Kapelle, die von einem Mönch bewacht wird, der sie nie verlassen darf? Wurde einer der drei Heiligen Könige hier begraben? Und wofür genau wurden die riesigen Stelen aufgestellt? Alles in Aksum ist wie ein Märchenbuch, das zum Leben erweckt wird. Der Besucher fühlt sich wie ein Entdecker, der in 1.700 Jahre alte, unterirdische Gräber unter dem berühmten Stelenfeld steigt, um die Kammern im Licht seiner Taschenlampe zu erkunden. Oder man schlendert durch die Ruinen von Königin Sabas Palast und versucht sich die Gebäude in all ihrer Pracht längst vergessener Zeiten vorzustellen - ob die sagenumwobene Herrscherin nun wirklich hier gelebt hat oder nicht.
5. Abune Yosef Nationalpark: Eine Landpartie
Bei einem Besuch der Berge oberhalb von Lalibela begibt sich der Wandernde auf eine Zeitreise: Getreide wird mit der Sichel geerntet und mit Ochs und Esel gedroschen. Die Szenerie auf knapp 4.000 Meter mit Blick in das 1.000 Meter tiefer liegende Tal ist nicht nur wegen der dünnen Höhenluft berauschend. Hier gibt es keine Hotels, aber in "Homestays" bei Einheimischen kann man hautnah am Landleben teilnehmen und wenn man Glück hat, wird man sogar auf einen Kaffee eingeladen.
Die äthiopische Kaffeezeremonie ist weltberühmt, denn die Bohnen werden zuerst in einer flachen Pfanne geröstet, dann mit einem Mörser gemahlen und danach mit kochendem Wasser aufgebrüht. Alles mit Hilfe eines Holzfeuers. 6. Lalibela: Den Engeln so nah …
Lalibela ist Geschichte und Mystik in gehauenem Stein. Egal, wie viele Bilder man vorher von den in den Fels getriebenen Kirchen gesehen hat, nichts kann einen auf den Moment vorbereiten, in dem man dieses Wunder tatsächlich das erste Mal sieht. Äthiopien war eine der frühesten Nationen, die das Christentum in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts angenommen haben, und seine historischen Wurzeln reichen bis in die Zeit der Apostel zurück. Natürlich sollte zu dieser Zeit jeder gute Christ mindestens einmal in seinem Leben Jerusalem besuchen - leider sind viele von ihrer gefährlichen Reise nie zurückgekehrt. Aber der kluge König Lalibela hatte eine Idee: Wenn wir nicht nach Jerusalem gehen können, muss Jerusalem zu uns kommen.
Alle Kirchen haben also einen Hinweis auf Orte im Heiligen Land - sogar der Fluss heißt Jordan. Der Anblick der Kirchen ist mehr als ein Grund, diese Stadt zu besuchen, aber jedes Jahr in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar wird der Ort noch spektakulärer, da Hunderttausende von Pilgern aus ganz Äthiopien hierher kommen, um Weihnachten zu feiern , das (praktischerweise) auch der Geburtstag von König Lalibela war.
7. Gondar: Alte Kaiser, junge Studenten, farbenfrohe Feste Gondar liegt am Kreuzungspunkt der drei Hauptrouten der Karawanen - umgeben von fruchtbarem Land. Kein Wunder also, dass die äthiopischen Kaiser hier im 17. Jahrhundert ihre Hauptstadt gründeten. Die Herrscher gibt es nicht mehr, aber ihre Paläste (eine ungewöhnliche Mischung aus arabischen und europäischen Architekturelementen) laden auch heute noch zum Lustwandeln ein. Hier treffen sich auch gerne die Studenten des lokalen Campus zum Lernen, Quatschen und romantischen Treffen … eines der farbenfrohsten Feste im Land ist Timkat (die Taufe Jesus am 19.1), was besonders in Gondar gefeiert wird.
8. Simien Mountains: Wo sich Affe und Steinbock Gute Nacht sagen Für Outdoor - Enthusiasten steht Äthiopien nicht wirklich auf der Top-Reiseliste.
Völlig zu Unrecht: Im UNESCO-geschützten Nationalpark Simien Mountains drängen sich mehr als ein Dutzend Viertausender, und im Gegensatz zum Nachbarland Kenia sind die Berge hier (noch) nicht touristisch überlaufen. Spektakuläre Felsen, Lammergeier, Gelada Affen, der vom Aussterben bedrohte äthiopische Steinbock, den es nur in diesen Bergen gibt, sowie der äthiopische Wolf, Hyänen und Leoparden (OK, für die muss man schon seeehr viel Glück haben) machen das Wandern hier zu einem einmaligen Erlebnis.
9. Lake Tana: Graue Nilpferde im Blauen Nil
Wer in Äthiopien reist, kommt unweigerlich in den Genuss von rumpligen Schotterstraßen … ein Bootsausflug auf dem grössten See des Landes gleicht einem Besuch in einer Wellness - Oase: Klare Luft, beruhigendes Plätschern, blaues Wasser und kleine Inseln mit quietschbunt bemalten Klöstern. Der See mündet in den Blauen Nil - hier am Wasserfall zu stehen, oder die Nilpferde im Sonnenuntergang zu beobachten, gehört zu den Momenten, bei denen sich der Reisende in den Arm kneift um zu schauen, ob er nicht vielleicht träumt. 10. Die Menschen und Traditionen Sobald man das Flugzeug verlässt, hat man das Gefühl, in eine andere Zeit gereist zu sein. Autos werden durch Esel und Kamele ersetzt - Maschinen durch Handarbeit. Kaffee trinken heisst hier nicht „Coffee to go“, sondern Kaffee-Zeremonie. An Weihnachten dauert der Kirchbesuch 24h und in Lalibela wird das mit 500.000 Pilgern eine Erfahrung, die man nicht verpassen sollte. Das tief im Glauben verwurzelte Land feiert nicht nur christliche, sondern auch muslimische Feiertage - einträchtig nebeneinander. Wo gibt es das sonst noch auf der Welt?
ANREISE
Mit Ethiopian Airlines/Lufthansa täglich nonstop in sieben Stunden nach Addis Abeba ab 500 Euro. Wer den internationalen Flug bei Ethiopian bucht, bekommt die Inlandsflüge billiger.
EINREISE
Der Reisepass muss bei Einreise noch mindestens sechs Monate gültig sein. Visum vor der Reise am besten online via evisa.gov.et beantragen (circa 50 Euro).
PAUSCHAL
Lalibela Eco Trekking organisiert alles vom Transport über Verpflegung und Hotel bis zum englischsprachigen Guide. Die Reiseroute stellt man am besten individuell nach Intressensschwerpunkten zusammen.
UNTERKUNFT Die Gheralta Lodge ist es wahrlich wert, weit im Voraus gebucht zu werden. Hier kann man am Abend ein Glas Wein trinken und dabei den perfekten Blick auf den Sonnenuntergang hinter den glutroten Bergen genießen.
DZ mit Frühstück (je nach Saison) zwischen 45 und 110 Euro. Hawzen 03 Kebele, Tel +251 (0) 34 6670344, www.gheraltalodgetigrai.com
ESSEN Ben Abeba ist wahrscheinlich das flippigste Restaurant in ganz Äthiopien. Es sieht aus wie ein Raumschiff, das am Rand der Klippe gelandet ist. Die Aussicht auf die Landschaft ist wunderbar und selbst ein gelegentlicher Stromausfall kann den Shepherd's Pie nicht verderben - der Besitzer ist schottisch …
Lalibela, www.benabeba.com,+251 33 336 0215
Eine Oase der Ruhe ist das Four Sisters Restaurant inmitten einem grünen Garten in Gondar.
Gondar, www.thefoursistersrestaurant.com Tel +251 918 736 510