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Malworkshop an der Küste der Normandie

Die französische Küste war ein beliebter Ort für die impressionistischen Maler. Auch ich versuche mein Glück als Künstlerin bei einem Malworkshop in der Normandie.


Impression, Soleil Levant Monet Le havre heute
Namensgeber für den Impressionismus war das Gemälde „Impression, Soleil Levant“, das Claude Monet am 13. November 1872 um 7.35 Uhr in Le Havre malte.

„Wir können Datum und Uhrzeit tatsächlich so genau bestimmen“, sagt Géraldine Lefebvre, Direktorin des Musée d'art moderne in der französischen Küstenstadt. Gemeinsam stehen wir am Ufer unweit des Museums und blicken auf den Überseehafen. „Wir haben einen Astrophysiker beauftragt, herauszufinden, zu welcher Uhrzeit und zu welcher Jahreszeit die Sonne genau über der Schleuse stand. Parallel dazu haben wir die Hafenbücher durchforstet. Auf dem Bild sind zwei Boote zu sehen, und alle Aktivitäten auf dem Wasser sind in den Büchern verzeichnet. Wir sind unabhängig voneinander auf die gleiche Zeit gekommen.


Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu Le Havre zu starten:

Le Havre ist nicht die schönste Stadt der Welt, auch wenn sie zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe zu 80 % zerstört. Der Architekt Auguste Perret plante den Wiederaufbau auf dem Reißbrett mit farbigem Beton. Inzwischen ist die Stadt eine Pilgerstätte für Architekturliebhaber, denn auch der berühmte Architekt Oscar Niemeyer hat hier gebaut. Le Volcan ist das Kulturzentrum, von den Einheimischen scherzhaft Joghurtbecher genannt.


"Impression, Soleil Levant" Was war an dem Bild besonders?

Das Bild sei die erste Revolution gewesen, sagt sie. Im Gegensatz zu allen vorherigen Bildern hatte es kein wirkliches Sujet - es war kein Stillleben, keine historische Darstellung, sondern einfach ein Sonnenaufgang, der in den Augen der Kritiker „schlampig“ gemalt war. Außerdem hatte das Bild keinen Titel.


"Ich sollte einen Titel für den Katalog angeben", soll Monet gesagt haben, "da ich das Bild nicht 'Ansicht von Le Havre' nennen konnte, sagte ich: 'Nennen Sie es Impression.“

Tatsächlich veranlasste das Gemälde und sein Titel zusammen mit anderen Landschaften von Monet, Pissarro und Sisley den Journalisten Louis Leroy dazu, den Begriff "Impressionisten" zu prägen, als er ironisch über diesen neuen Malstil schrieb. Doch abgesehen von diesem Sarkasmus verbreitete sich der Begriff nicht sofort, und das Bild von Monet, das 1874 fast unbemerkt blieb, wurde erst zu Beginn des 20. berühmt.


Was war modern am Impressionismus?

will ich von Géraldine Lefebvre wissen?

"Zum einen, dass ganz gewöhnliche Szenen gemalt wurden: Landschaften, Menschen, die im Café sitzen, Badende.

Nach dem deutsch-französischen Krieg und der beginnenden Industrialisierung war es vielleicht diese Leichtigkeit, die die Menschen berührte.

Die größte Neuerung war die Art, wie die Bilder gemalt wurden. Nämlich „plein air“, also im Freien und nicht mehr im Atelier.

Mit der Staffelei trotzten die Maler Wind und Wetter. Oft musste es schnell gehen. Leichte, schnelle Pinselstriche lösten die fotorealistische Malerei ab. Was anfangs als minderwertige Qualität verpönt war, wurde bald als eindrucksvolle Visualisierung von Licht, Wolken, Wasser und Spiegelungen erkannt.


Klicke auf das erste Bild um die Fotostrecke zu Honfleur zu starten:

Honfleur ist eine typische französische Küstenstadt, wie man sie sich vorstellt. Es gibt einen schönen Hafen und Kopfsteinpflasterstraßen, die zum Marktplatz rund um die Kirche Sainte Catherine führen. Samstags ist hier Markt und ein Blick auf die Stände macht hungrig. In der Ferme Saint-Siméon, einem Hotel auf einem Hügel mit herrlichem Blick auf die Seinemündung, trafen sich einst die Maler des Impressionismus.


Selbstversuch: Malworkshop an der Küste der Normandie

Wir treffen uns morgens in „plein air“ in Yport zu einem Malworkshop in der Normandie mit der Künstlerin Sophie Justet. Keiner von uns hat bisher mit Öl auf Leinwand gemalt.

Am Strand stellen wir unsere Staffeleien auf, vor uns die weiße Leinwand. Wie fängt man an, wollen wir wissen?

Sophie grundiert die Leinwand mit einem warmen Braun, um die Küstenlinie zu schaffen. „Es ist egal, ob ihr später das Meer malen wollt. Es ist immer besser, mit einer Grundierung anzufangen als mit einer weißen Leinwand.“ Dann trägt man langsam erst die warmen Töne auf und arbeitet dann mit den kühleren Farben darüber. Sie erklärt uns, was Primärfarben sind und wie man sie zu Sekundärfarben mischt. Nach allzu viel Theorie ist uns in der steifen normannischen Brise nicht zumute. Ungeduldig warten wir auf ihre Erklärung, bis wir endlich selbst malen dürfen.

Schnell sind wir ganz vertieft in die Darstellung von Wolken, Klippen und den verschiedenen Luft- und Meeresschichten, jede mit ihrer eigenen Farbe. „Nimm doch noch ein bisschen Grün für das Meer“, schlägt sie einer Teilnehmerin vor. „Sieh dir mal die Felsen hier an. Vielleicht brauchst du noch ein bisschen Gelb“, rät sie der nächsten.

Wir vergessen Zeit und Raum. Beim Malen sind uns Wind und Kälte egal und wir staunen nicht schlecht, als die zwei Stunden schon vorbei sind.

Das Eintauchen in den Impressionismus mit dem Pinsel war genauso beeindruckend wie das mit dem Virtual-Reality-Headset in Paris. Fast ein bisschen stolz nehmen wir unsere noch feuchten Ölgemälde als Andenken an unsere Reise durch 150 Jahre Kunstgeschichte mit.


Géraldine Lefebvre Museum of Modern Art André Malraux le havre frankreich

Vielleicht hat Géraldine Lefebvre Recht. Als wir sie fragten, warum der Impressionismus heute wahrscheinlich immer noch die populärste Kunstform der Welt ist, antwortete sie: „Es ist ein unpolitischer Kunststil. Es sind schöne Gemälde, die das Licht und die Natur darstellen. Jeder von uns findet sich darin wieder und die meisten Menschen mögen es.

Für mich ist der Impressionismus einfach ein Kunststil, der der Seele gut tut“.

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Info

Das 150-jährige Jubiläum wird mit einem eigenen Festival gefeiert. In vielen Städten und Museen finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Alle Infos unter


Im Musée d’art moderne André Malraux - MuMa wird  wird vom 25.5 - 22.9.24 "Photographier en Normandie (1840-1890) - Un dialogue pionnier entre les arts" zu sehen sein. Eine Ausstellung die die Anfänge der Fotografie mit der des Impressionismus vergleicht.

Sophie Justet Malerin Workshop Normandie Impressionismus

Machen:

Sophie Justet bietet in Fécamp an der Alabasterküste Malkurse an, die auch für Anfänger geeignet sind (auf Französisch). 4 Stunden kosten 55€. Telefon: +33 (0)6 20 59 83 61


Anreise

Für die Impressionisten war die Eisenbahn ein wichtiges Verkehrsmittel. Die Zugfahrt von Heidelberg nach Le Havre dauert (über Paris) weniger als 7 Stunden.


Essen & Schlafen

Die Ferme Saint-Siméon in Honfleur war schon zu Zeiten der Impressionisten ein beliebtes Restaurant und Hotel. Sie bezahlten für Kost und Logis mit Gemälden, die noch heute in den Räumen hängen. Die Küche ist gehoben, der Service erstklassig. Doppelzimmer mit Frühstück ab 340€.


Das Restaurant „Les enfants Sages“ in Le Havre ist eine echte Rarität: Es liegt in einer ehemaligen Schule mit Garten mitten in der ansonsten nach dem Krieg wieder aufgebauten Stadt. Hier kann man auch Tiny Houses zum Übernachten mieten.


Das Art Hotel in Le Havre ist nicht das leiseste, liegt aber praktisch im Stadtzentrum gegenüber dem modernen Theater von Oscar Niemeyer. Doppelzimmer ab 90 €.


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