Allahu akbar - as-salatu chairu-mina-naum“ … Gequält öffne ich die Augen, das Zimmer ist noch stockdunkel. Jeden Morgen stehe ich nicht mit den Vögeln, sondern mit dem Muezzin auf, der die Gläubigen mit seinem Ruf - frei übersetzt „Gebet ist besser als Schlaf“ - aus den Federn scheucht.
Im Halbschlaf tapse ich auf unsere Hotel-Dachterrasse. Sie ist geschmückt wie in 1001 Nacht:
dicke Perserteppiche zieren den Boden; gemütliche, aus bunten Kelims genähte Kissen laden dazu ein, sich an den mit frischem Obst und verzierten Teekannen gedeckten knietiefen Tischen niederzulassen. Über der ohnehin schon perfekten Szenerie schweben, sozusagen als i-Tüpfelchen, hunderte Ballone, die im Rhythmus orange und gelb flackern, sobald sie befeuert werden.
Willkommen im Feenland!
Wer hier nicht kurz vor Sonnenaufgang freiwillig aus den oft in den weichen Tuffstein gehauenen Hotelzimmern kommt, verpasst ein visuelles Spektakel, das seinesgleichen sucht. Nicht umsonst ist Kappadokien ein Instagram Eldorado. Aufgerüschte Influencer(innen) posieren in glänzenden Kleidern mit meterlanger Schleppe bei morgendlichen minus 6 Grad, wahlweise auf der Dachterrasse, direkt vor oder auch gerne im Ballon. „Wer schön sein will, muss leiden“ denke ich mir und trage Wollpulli und Winterstiefel.
Ein Himmel voller Ballone
In Kappadokien steigen bei passendem Wetter jeden Morgen nicht ein oder zwei Ballone auf, sondern über einhundert dieser Gefährte. Der Himmel gleicht dann einer Decke mit bunten Polka Dots.
Ist das nur touristischer Nepp? Oder ist die Ballonfahrt hier wirklich etwas Besonderes?
Am nächsten Morgen um kurz nach 5 Uhr dränge ich mich mit meinen Freundinnen Christiane und Claudia und ungefähr 20 weiteren Touristen in einen Minibus, gemeinsam rumpeln wir über einen schlecht ausgebauten Feldweg durch die Dunkelheit. Da ich kein wirklicher Frühaufsteher bin, zweifle ich in diesen Momenten immer an der Sinnhaftigkeit solcher Aktionen. Doch sobald sich das Auto die steile Straße von Göreme zum Plateau hochgequält hat, sehen wir blinkende Flammen: die ersten Ballone werden angefeuert. Aufgeregt rutschen wir auf unseren Sitzen umher und können es kaum abwarten, endlich aussteigen zu dürfen.
Richtig spektakulär wird es, sobald der Ballon abhebt: was sich unter uns ausbreitet, sieht aus wie die Filmkulisse für eine außergalaktische Expedition.
Bizarre Felsformationen, soweit das Auge reicht. Spargelstangen, Zipfelmützen und Riesenpilze, der Vorstellungskraft ist hier kein Ende gesetzt. Beim Näherkommen entdecken wir Fenster und Türen, die Zugang zu den Behausungen mitten im Stein geben. Ballonpilot Musti zeigt uns, was er kann: Mal lässt er den Ballon so tief sinken, dass wir in den Tälern unterhalb der Felsformationen ganz knapp über dem Boden schweben, mal steigt er wie ein Falke steil hinauf, und wir haben einen traumhaften Blick über die gesamte Gegend bis hin zum markanten Festungsberg von Ushisar.
Claudi und Christiane sind im Selfie-Rausch.
Verständlich, denn egal wo man hinschaut: alles ist so Instagram-tauglich, dass es uns fast den Atem raubt.
Mit der aufgehenden Sonne ändert sich die Kulisse von Pastellblau zu Zartrosé bis hin zu Goldfarben. Immer wieder muss ich mich zwingen, meine Kamera weg zu legen und den Flug einfach so zu genießen. Er ist ohne Übertreibung der Schönste, den ich je gemacht habe (und es gab schon einige). Nach knapp einer Stunde landet Musti. Und zwar direkt auf einem Trailer! Der Mann ist Profi, keine Frage.
Kein Wunder, steigen die Ballone doch an circa 200 Tagen im Jahr in die Luft (immer, wenn das Wetter passt). Wer seinen Aufenthalt in Kappadokien zu knapp plant, verpasst eventuell ein wirkliches Highlight, wenn es an diesen Tagen regnet, schneit, oder die Thermik eben nicht mitspielt.
Weitere Blog Posts zum Wandern? Coming soon!
INFO:
Allgemeine Informationen und einige Fotos und Filme für den ersten Eindruck gibt es auf:
WANN Von April bis Mai und von September bis Oktober ist die beste Zeit für einen Aktivurlaub mit Wanderungen, Reit-Touren und Heißluftballonfahrt in Kappadokien.
Der Frühling ist schön grün und es gibt viele Blumen, durch die Luftfeuchtigkeit kann es aber diesig sein.
Im Herbst ist die Natur zwar ausgedörrt und braun, dafür die Luft aber klar und das Wetter tendenziell stabiler.
HINKOMMEN:
Vom Flughafen in Kayseri (ASR) braucht man mit dem Bus eine Stunde nach Göreme, das ist der beste Ausgangspunkt für alle Abenteuer.
Maximale Flexibilität? Dann ist ein Mietwagen eine gute Idee, diese gibt es relativ günstig direkt am Flughafen zu mieten (recherchieren beispielsweise bei billiger-mietwagen.de). Achtung: Viele Hotels sind in kleinen Gassen und haben keinen Parkplatz. Am besten vorher nachfragen.
SCHLAFEN:
Das Henna Hotel ist so Influencer-tauglich, dass wir uns kaum getraut haben, dort zu buchen. Ballone fliegen über eine perfekt ausstaffierte Terrasse mit frischem Obst und silbernen Teekannen, die aussehen wie Aladins Wunderlampe. Ein 400 Jahre alter Teeraum im samtigen Grün und mit bunten Glasfenstern gleicht meiner Vorstellung des Luxus von 1001 Nacht.
Die Zimmer sind wunderschön, die Mitarbeiter super hilfsbereit, das Frühstück eine reichhaltige Wucht und obwohl das Hotel immer ausgebucht war, war die Dachterrasse nie überlaufen. Unbezahlbar? Auch das nicht: Doppelzimmer mit Frühstück gibt es in der Nebensaison bereits ab 45€.
Im Hotel Utopia in Ürgüp kann man in original Cave-Rooms schlafen. Diese sehen supertoll aus, sind aber nicht unbedingt etwas, wenn du keine engen Räume magst und nachts mit offenem Fenster schlafen willst.
Das Hotel hat einen tollen Hammam und leckeres Frühstück gibt es auf der Dachterrasse. Einziger Nachteil: die Ballone kommen hier selten vorbei.
ESSSEN:
Unser absolutes Lieblingsrestaurant mit Mega-Kulisse und Rooftop-Bar ist das Seten in Göreme.
Besonders lecker fanden wir die Meze – vor Allem das Muhammara aus Paprika, Tomaten mit Granatapfel und Walnüssen hat es uns angetan.
ERLEBEN:
Es gibt zahllose Anbieter für Heißluftballon-Fahrten in Kappadokien. Eine gute Adresse sind Voyager Balloons und Butterflyballoons.
Wer in der Hauptsaison unterwegs ist, sollte unbedingt vorher buchen.
https://www.butterflyballoons.com/en, https://www.butterflyballoons.com/en Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der kappadokischen Pferde. Für Anfänger ist ein zweistündiger Ausritt bestimmt ausreichend. Wer es nicht gewohnt ist, wird nach vier Stunden sicher den Hintern spüren. Wir fanden die Pferde in der Dalton Ranch gesund und munter aussehend. https://cappadociahorseriding.com
Fernab der Massen haben wir ganz entspannt die malerischen Täler bei super abwechslungsreichen Wanderungen erkundet. Liebes-, Tauben-, Weißes, Rosen- und Rotes Tal - egal welche Wanderung, wir fanden alle super.
Tolle Aussichten, Kletterpassagen, süße Cafés, versteckte Kirchen und ein unschlagbarer Sunset Place – was will man mehr?
Noch gibt es nicht wirklich gutes Kartenmaterial Ich habe einige Touren mit GPS Daten gespeichert.
Wem das zu wild ist, kann auch einen Führer buchen.
Ali ist ein türkisches Original mit Berliner Wurzeln, oder andersrum. Seine Familie stammt aus Kappadokien und er kam vor 30 Jahren zurück. Seither zeigt er mit viel Humor und in perfektem Deutsch Besuchern sein Land.
Ali Kaya +90 532 614 4132 (WhatsApp), aliguide@yahoo.com
Bilal spricht auch perfekt Deutsch, kann für Wanderungen und Sightseeing gebucht werden.
Bilal Coskun +90 533 719 99 42 (WhatsApp), coskunbilal@gmail.com
Wer sich einmal als richtiger Influencer(in) fühlen will, ist bei Emre Çakir richtig. Er kennt die besten Spots und macht „like“-verdächtige Fotos!
Cappadocia Photographer, Emre Çakir, +90 5531586274, Instagram: emrecakirphotographer