Vor genau 150 Jahren wurde in Paris eine neue Kunstrichtung geboren: der Impressionismus. Das Musée d'Orsay in Paris widmet diesem Thema zwei ganz unterschiedliche Ausstellungen:
1. In „Paris 1874 Inventing impressionism" können Besucher bis zum 14. Juli 2024 einen Teil der Originalwerke sehen, die 1874 zum ersten Mal ausgestellt wurden.
2. "Tonight with the Impressionists Paris 1874" ist eine immersive Virtual-Reality-Ausstellung, die bis zum 11. August zu sehen ist.
Ich habe beide Ausstellungen besucht:
Paris, der 15. April - auf dem Boulevard des Capucines im Studio Zadar findet um 20 Uhr eine Impressionismus Ausstellung statt. Nicht irgendeine Impressionismus Ausstellung, sondern die erste, und die, die die Impressionisten und deren innovativen Malstil weltweit berühmt machen sollten.
Fast wie Real: Die immersive Ausstellung "Tonight with the Impressionists Paris 1874"
„Kommen Sie mit zu einem Abend mit den Impressionisten“, sagt Alizé Lecuivre Creativer Kopf by Gedeon Experience führt uns aber nicht in die Boulevard des Capucines, sondern in das Musée d'Orsay. Zu sehen bekommen wir auch erst mal keine Bilder. Die Wände sind mit schwarz, weissen und grauen Icons und Flächen bedruckt. Eine Dame passt unser Virtual-Reality-Headset an. Eine immersive Ausstellungen: Immersive von Eintauchen – die Besucher sollen in den Impressionismus eintauchen. In diesem Fall tauchen wir in den berühmten Abend am 15. April vor 150 Jahren ein.
„Leider gibt es keine Aufzeichnungen wie die Ausstellung damals aussah.
Um die Räume möglichst detailgetreu nachzustellen, haben wir, wie Detektive, Landvermessungen, Luftaufnahmen des Viertels, den Ausstellungskatalog und Briefe der Künstler studiert“ erzählt Alizé.
Zeitreise in das Paris 1874 - Galerie Zadar
Sobald die Brillen eingestellt sind, geht die Zeitreiseise los: Wir treffen auf der Straße Rose, die uns mit auf die Ausstellung nimmt. Rose ist natürlich keine lebendige Figur, sondern in 3-D modelliert. Wir können um sie herum und sogar durch sie durchlaufen. Gemeinsam schlendern wir durch die Ausstellung und besuchen die Orte , die die Anfänge der Bewegung markierten, wie das Atelier des Malers Frédéric Bazille, wo die Idee für die Ausstellung entstand, die Insel Grenouillère, wo Monet und Renoir gemeinsam malten, und schließlich Le Havre, wo Monet sein berühmtes Gemälde Impression, Soleil Levant schuf .
Langweilig? Genau das Gegenteil!
Wer jetzt denkt, dass wird eine tröge Angelegenheit, der sei beruhigt, oder auch gewarnt. Mit der Brille auf dem Kopf läuft man über wackelige Holzstege, über Brücken und durch niedrige Balken – hier bückt sich jeder Besucher unwillkürlich und wir trauen uns kaum die Treppen herunter zu steigen, weil wir fast nicht mehr zwischen Realität und Scheinwelt unterscheiden können.
Wir können kaum zwischen der virtuellen Welt und der Realität unterscheiden.
Die 20 Millionen teure „immersive Erfahrung“ ist extrem aufwändig gemacht. Das 3-D Gefühl ist perfekt und wem schnell schwindlig wird, der wird bei dem virtuellen Galerie-Besuch vielleicht sogar an seine Grenzen kommen.
Die 45 Minuten Schnelldurchlauf durch den Abend sind ein kurzweiliger Einstieg in die reale Ausstellung. Man sollte sich auf jeden Fall ein paar Minuten Ruhe gönnen, bevor man die „echten“ Gemälde der Ausstellung „Paris 1874 Inventing impressionism“ anschaut, die noch bis zum 14. Juli in der französischen Hauptstadt zu sehen ist.
Originale Werke bestaunen in der Ausstellung „Paris 1874 Inventing impressionism"
Hier können Besucher 130 Werke der Impressionistenausstellung von 1874 mit Gemälden und Skulpturen vergleichen, die im selben Jahr auf dem offiziellen Salon gezeigt wurden. Zum ersten Mal stellten 31 Künstler, darunter Monet, Renoir, Degas, Morisot, Pissarro, Cézanne und Sisley ausserhalb des offiziellen Salon ihre Werke aus: lichtdurchflutete, farbenfrohe Gemälde, die flüchtige Eindrücke mit lebhaftem Strich vermitteln.
Vor 150 Jahren war Paris von zwei Konflikten geprägt: dem deutsch-französischen Krieg von 1870 und einem gewalttätigen Bürgerkrieg. In diesem krisenhaften Umfeld begannen die Künstler, ihre Kunst zu überdenken und neue Wege zu beschreiten. Ein kleiner "Clan von Rebellen" malte Szenen des modernen Lebens und Landschaften, die unter freiem Himmel skizziert wurden, in blassen Farbtönen und mit leichter Hand.
Ihre Art zu malen, "was sie sehen, [...] wie sie es sehen" markiert den Grundstein für eine ästhetische Revolution: Der Impressionismus ist geboren.
Was war so modern am Impressionismus?
„Zum einen, dass ganz gewöhnliche Szenen gemalt wurden: Landschaften, Menschen, die im Café sitzen, Badende." sagt Géraldine Lefebvre, Direktorin des Musée d'art moderne in der französischen Küstenstadt Le Havre.
Nach dem deutsch-französischen Krieg und der beginnenden Industrialisierung war es vielleicht diese Leichtigkeit, die die Menschen berührte.
Die größte Neuerung war die Art, wie die Bilder gemalt wurden. Nämlich „plein air“, also im Freien und nicht mehr im Atelier.
Mit der Staffelei trotzten die Maler Wind und Wetter. Oft musste es schnell gehen. Leichte, schnelle Pinselstriche lösten die fotorealistische Malerei ab. Was anfangs als minderwertige Qualität verpönt war, wurde bald als eindrucksvolle Visualisierung von Licht, Wolken, Wasser und Spiegelungen erkannt.
In meinem nächsten Blog Posts besuche ich Monets Garten und mache einen Malkurs an der Küste der Normandie.
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Info
Das 150-jährige Jubiläum wird mit einem eigenen Festival gefeiert. In vielen Städten und Museen finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Alle Infos unter
Anreise
Für die Impressionisten war der Zug ein wichtiges Transportmittel. Mit der Bahn dauert die Fahrt von Heidelberg nach Paris weniger als 4 Stunden.
Unterkunft
Das superschöne „Hotel des Grandes Ecoles“ in Paris liegt in einem Garten im Quartier Latin. Alle Zimmer haben Blümchentapeten und Frühstück. Notre-Dame und das Musée d'Orsay sind zu Fuß erreichbar. Doppelzimmer ab 160 €.