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Rentier-Schlitten Fahrt in Finnland: Weihnachtsmann/Frau-Feeling garantiert

Aktualisiert: 8. Feb.

Im Salla Wilderness Park in Finnland ziehen Rentiere Schlitten durch den tiefen Schnee. So schnell wie Huskys sind sie dabei nicht, Aber dafür ist in Lappland Weihnachtsmann/Frau Feeling garantiert. Auch mit dem Huskyschlitten und auf Schneeschuhen kannst Du die Winterwunderwelt erkunden. Die Finnen tiefen entspannt – außer beim Klimawandel.

Der Silberpfeil steht ordentlich geparkt links neben einem aus grob behauenen Fichtenbrettern gebauten Holzgatter. Der fast ein Meter hohe Schnee scheint dem bärigen und bär

tigen Mann, mit dickem Wollpulli, Mütze und schweren Stiefeln bekleidet, nicht zu beeindrucken; er nähert sich im ruhigen Schritt gemächlich dem Gefährt. Silberpfeil dreht sich entspannt um und schaut mit samtigen Augen in Richtung der aufgeregten Touristen, die sich hinter dem Mann vorsichtig nähern.

Timo Tuuha, Miteigentümer des Salla Wilderness Park, stellt den Besuchern das erste Rentier vor, das vor einen hölzernen Schlitten gespannt ist.

„DiesesRentier heisst „Hopeanuoli“, zu Deutsch Silberpfeil.

Aber der Name entspricht nicht wirklich seinem Temperament“ grinst Timo gutmütig.


Bei der Rentierschlittenfahrt fühle ich wie der Weihnachtsmann bzw Weihnachtsfrau!

Die Rentiere des Salla Wilderness Parks sind tiefenentspannt. Sie tragen nur ein einfaches Halfter, das durch einen Strick mit dem rustikal aussehenden Holzschlitten verbunden ist. “Oh sehen die süß aus, darf ich die streicheln?“ fragt Susanne, eine Besucherin. „Besser nicht – das erinnert Rentiere zu sehe an die Moskitos, die sie im Sommer plagen“ erklärt Timo. Eine Berührung löst ein starkes Zittern und Zucken aus, als wollten sie Fliegen verjagen. Das schneeweiße und bildschöne Rentier Martin macht hier eine Ausnahme. Es lässt sich streicheln und posiert gnädigerweise auch mit Besuchern. Timo macht es sich auf einem Bretterzaun bequem, um die letzten Instruktionen vor der Schlittenfahrt zu geben. „Jeder von euch darf den Schlitten selbst lenken, aber eigentlich müsst ihr nichts machen außer darauf zu achten, dass die Tiere nicht den Strick zwischen die Beine bekommen. Wenn ihr euer Rentier anfeuern wollt, macht ihr ein Geräusch wie „kssssshhh“, quasi ein lauter Kussmund. Ansonsten macht es euch auf eurem Holzschlitten gemütlich, entspannt euch und genießt die Fahrt.“

Mit diesen wichtigen Anweisungen ausgestattet machen es sich die Teilnehmer der Gruppe jeweils auf einem Schlitten bequem. Gemächlich zottelt die Herde los. Ein bisschen Weihnachtsmann-Gefühl kommt schon auf, als die Rentier-Schlitten durch die tief verschneiten uralten Fichtenwälder Finnlands cruisen. Die Schneemassen auf den Bäumen haben diese in Skulpturen verwandelt, die sich pittoresk nach unten biegen. Kein Laut ist zu hören außer den Kufen, die über den Schnee gleiten.

Finnischer Humor

Susanne möchte wissen, wie viele Rentiere Timo besitzt. Dieser antwortet lakonisch „eines rechts, eines links vom Baum.“ Als er Susannes fragendes Gesicht sieht, erklärt er geduldig: „In Lappland fragt man nicht danach, wie viele Rentiere jemand besitzt. Das ist so, als würde ich dich fragen, wieviel Geld du auf deinem Bankkonto hast.“

Timo hat auf jeden Fall einen skurrilen Sinn für Humor. In dem Film, mit dem sich Salla für die Austragung der Sommerolympiade 2032 bewirbt, surft er mit nacktem Oberkörper auf einem Snowboard hinter seinen Rentieren her.

2022 war die Stadt plötzlich in aller Munde, als sie ihre Absicht ankündigte, mit Jakarta, Istanbul und Seoul-Pyongyang um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2032 zu konkurrieren. Ein Scherz? Hoffentlich!

„Ein warmes Herz haben wir schon“ sagt Timo im Film und seine Kollegin, die im Schnee im Bikini Volleyball spielt, ergänzt: „und ein warmer Ort ist hier auch bald.“

Mit dem Video wollen die Bewohner der kleinen finnischen Gemeinde auf den Klimawandel aufmerksam machen. Das Motto ist „Rette Salla, rette die Welt.“ "Uns gefiel die Idee, weil wir über den Klimawandel besorgt sind. Wir leben hier am Polarkreis und bekommen die Veränderungen der Natur hautnah mit", sagt der Bürgermeister der Stadt, Erkki Parkkinen, das Gesicht der Kampagne. "Wir wollen, dass die Winter so werden, wie sie früher waren. Echte Winter.“

Während der Rentierschlittenfahrt durch die winterliche Landschaft können die Teilnehmer bei eisigen -10 Grad auf den ersten Blick noch keine Anzeichen der Klimakrise erkennen.

Klimawandel bei -10 Grad?
Timo Tuuha Salla Wilderness Park Finnland Rentier

Christian ein weiterer Besucher aus Deutschland möchte wissen, wie sich die globale Erwärmung hier im Nordosten Finnlands bemerkbar macht.

"Die Winter kommen später als noch vor 20 Jahren, als ich Kind war, und das Wetter ist unberechenbarer geworden"

sagt Timo. "An manchen Tagen können wir -30°C haben und zwei Tage später regnet es. Dann bildet sich eine Eisschicht auf dem Schnee und die Rentiere können nicht mehr nach dem Moos scharren, das sich unter der Schneeschicht befindet. Wenn es im Herbst auf den noch nicht gefrorenen Boden schneit, schimmelt das Moos und ist für die Tiere ungenießbar.“

Nicht ohne Grund ist das Maskottchen von Salla 2032 ein hitzeerschöpftes Rentier, denn diese mögen es nicht heiß. Der feine Humor zieht sich durch die ganze Kampagne, selbst der Slogan für Salla „mitten im Nirgendwo“ zeigt die selbstbewusste und doch ironische Haltung.

Tatsächlich ist Salla ein Vorreiter für nachhaltigen Tourismus. Viele der Aktivitäten, die hier angeboten werden, sind mit dem Gütesiegel für Nachhaltigkeit „Sustainable Travel Finland“ zertifiziert“. Der Tourismus in Salla basiert fast ausschließlich auf der Natur, hier gibt es laut Visit Finland das sauberste Trinkwasser und die sauberste Luft der Welt.

„Schon bevor es diese Zertifizierung gab, haben wir eigentlich die meisten Dinge, die dort vorgeschrieben sind, schon gemacht“ erklärt Timo seiner Besucher-Gruppe. „Wir verwenden keine Plastikflaschen, versuchen Energie und Wasser zu sparen und wiederverwertbare Materialien zu benutzen.“


Action mit dem Huskyschlitten

Auch die Tierhaltung ist ein wichtiger Teil: so haben die Huskies – ebenso die Rentiere - zwischen Mitte April und November einen langen Sommer Urlaub und dürfen natürlich auch krank feiern, wenn es ihnen nicht gut geht. Minna Heikkinen betreut die Husky-Schlittenfahrten im Salla Wilderness Park. Sie kennt jeden der 134 Hunde beim Namen.

„Jeweils sechs Tiere ziehen einen Schlitten. Das Team wird je nach Charakter und Leistungsfähigkeit durchmischt, damit es keine Raufereien gibt.“

erklärt sie Susanne am nächsten Morgen bei der Husky-Tour. Vor der Abfahrt sind die Tiere deutlich aufgeregt und bellen, was das Zeug hält. Minna und ihre Mitarbeiter tragen Kopfhörer, bis es endlich losgeht und die Hunde laufen dürfen. Jeweils zwei Besucher teilen sich einen Schlitten. Während einer warm eingewickelt auf dem Schlitten sitzt, steht der andere hinten auf den Kufen und muss durchaus ab und zu auch mit dem Fuß die Bremse betätigen, so dass die Leinen immer gespannt bleiben. Minna beruhigt Christian, der etwas eingeschüchtert nach der Einweisung auf die nervösen Hunde schaut.“ Mach dir keine Sorgen, wenn die erst mal los gelaufen sind, entspannen sie sich ganz schnell.“

Was bei den Rentieren eher eine gemächliche und beschauliche Schlittenfahrt war, ist bei den Huskies eine schnelle Action-Tour. Für Susanne und Christian hat beides seinen Reiz. Stolz lassen sie sich nach der Fahrt mit ihrem frisch erworbenen Husky-Führerschein fotografieren und geben ihrem Team die wohlverdiente Streicheleinheit - im Gegensatz zu den Rentieren wollen die Hunde gerne geknuddelt werden.

Schneeschuhwandern zwischen bizarr verschneiten Bäumen

Am Nachmittag wandern die Beiden mit Timo auf Schneeschuhen in den Salla-Nationalpark – der jüngste der 41 finnischen Nationalparks. Er wurde erst im Januar letzten Jahres gegründet. Die Landschaft hier ist geprägt von alten Wäldern, Eskern (Bergkämmen), Schluchten, Moorgebieten und Fjälls (Hügeln). Am Fuß einer alten Kiefer mit dicker Borke hält Timo an und zeigt mit dem Skistock auf Baumnadeln und Kot. „Das sind Spuren von einem Auerhahn. Wusstet ihr, dass er das Wahrzeichen unseres Nationalparks ist?“ An extrem kalten Tagen verstecken sich Auerhühner unter dem Schnee, um ihre Nahrung zu verdauen und sich für die Nacht zu schützen.

„Wie die Rentiere auch haben die Vögel ein Riesenproblem, wenn eine dicke Eisschicht den weicheren Schnee bedeckt und damit das Verstecken unmöglich macht.“

Timo entdeckt auf dem Weg zum höchsten Berggipfel Sallas Iso Pyhätunturi (477m) weitere Tierspuren im Schnee: erst einen Otter und dann sogar die eines seltenen Vielfraßes. Seine Füße sind für die eisigen Bedingungen perfekt angepasst. Deutlich kann Susanne die Spannhaut zwischen den Zehen erkennen, die verhindert, dass er im Schnee einsinkt.




„Vielfraße und Wölfe sind die einzigen natürlichen Feinde der Rentiere“

erzählt, Timo während die Gruppe am völlig vereisten und damit gespenstisch außerirdisch anmutendem Aussichtsturm des Iso Pyhätunturi eine Pause einlegt. Während Timo Susanne heißen Tee in eine handgeschnitzte „Kuksa“ (eine traditionelle finnische Holztasse) einschenkt, will sie von ihm wissen, was ihm hier an der Gegend am besten gefällt. Timo streicht sich bedächtig über seinen Bart und antwortet in der für ihn typisch ruhigen Art:

„Unberührte Natur, Wälder, Seen. Aber das wahre Lappland ist für mich vor Allem unsere Lebensart: Wir haben keinen Stress und keine Eile … außer beim Klimaschutz.“

Info:

Allgemeine Informationen zum angeblich glücklichsten Land der Welt gibt es auf https://www.visitsalla.fi/en/ und auf www.visitfinland.com/de. Auf www.nationalparks.fi findet der Besucher alles, was man über die 41 Nationalparks in Finnland wissen muss.


Salla Wilderness Lodges  Glasscheibe Nordlichter Abend gemütlich

Hinkommen:

Kuusamo ist der nächste Flughafen. Flüge mit Zwischenstop in Helsinki gibt es bei Finnair (www.finnair.com/de-de). Zwischen dem Flughafen und Salla verkehrt ein regelmäßiger Shuttle Bus, der für die Strecke 1:45h benötigt.

Momentan ist die Anreise mit der Bahn noch sehr zeitaufwändig und dauert circa zwei Tage. Ab Sommer soll es einen Nachtzug zwischen Berlin und Stockholm geben und die Reise damit – hoffentlich - deutlich beschleunigen.

Machen:

Tujareisen bietet in dem Pauschalpaket „Winter-Wunder-Woche“ Flug, Unterbringung und viele Aktivitäten an. 8 Tage ab 1.799,-€, https://www.tujareisen.de/reisedetails/winter-wunder-woche.html

Wer sich die Aktivitäten direkt vor Ort zusammenstellen möchte, kann das auf diesen beiden Internetseiten machen: https://sallareindeerpark.fi und https://www.visitsalla.fi/en/

Von Sustainable Travel Finland zertifizierte Anbieter sind mit einem grünen Blatt markiert.


Schlafen:

Im Salla Wilderness Park gibt es Wilderness Lodges mit großen Panoramafenstern zur Nordlichtbeobachtung, Selbstversorger-Küche und Sauna. https://sallawildernesslodges.fi. Ab 160 € für 2 Personen pro Nacht.

Größere Ferienhäuser von 2 bis zu 10 Personen sind im Resort Sallatunturin Tuvat buchbar. Ab 150 € für 2 Personen pro Nacht.

Essen:

Lust auf Rentier-Burger? Gibt es im Kiela Restaurant des Sallatunturin Tuvat Resorts. https://www.sallatunturi.fi/de/

Der Salla Wilderness Park organisiert Abendessen in einer gemütlichen typisch lappländischen Hütte für 45 € pro Person. https://www.sallareindeerpark.fi

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