Pole Position in Martinique - nein, es ist keine Fototapete!
Die französische Insel Martinique ist ein karibischer Traum wie aus dem Bilderbuch! Weiße, menschenleere Strände, türkisfarbenes Meer und eine breite Palette an Outdoor-Aktivitäten. Hier findest Du Alles was Du wissen musst.
Unsere Scheibenwischer quietschen so hektisch über die Windschutzscheibe, dass ich fast Angst habe, dass sie gleich wegfliegen — aber sehen können wir trotzdem nicht viel. „Na so habe ich mir meine Flucht vom deutschen Winter nicht vorgestellt …“ denke ich gerade, als das Prasseln von oben so abrupt aufhört, als hätte gerade jemand einen Wasserhahn zugedreht … und Simsalabim funkeln auch schon die Sterne am nächtlichen Himmel. So sind sie die Tropen: immer für eine Überraschung gut!
Im Dunkeln fahren wir über die gut ausgeschilderte Autobahn zu unserer Unterkunft und
Sobald wir die Autotür öffnen, empfängt uns eine unglaubliche Geräuschkulisse: ein Quaken, Zirpen und Pfeifen, das einem in Sekundenschnelle klarmacht: Du bist nicht mehr in Deutschland, sondern irgendwo ganz weit weg …
Wahrscheinlich hilft es auch, dass ein warmer Wind vom Meer kommt und sich das Geräusch der Wellen sanft in die anderen Klänge mischt …
Das Schönste, wenn man Nachts an einem neuen Ort ankommt, ist, dass man am nächsten Morgen visuell völlig unbelastet auf Entdeckungstour gehen kann.
In unserem Fall werden wir von dem atemberaubenden Blick fast überwältigt: Das türkisblaue Meer rollt in sanften Wellen an einen Strand, wie aus dem Bilderbuch
Schneeweisser Sand, Kokospalmen die sich über das Wasser biegen und kein Mensch in Sicht!
200 Meter von der Küste entfernt, steht ein einzelner Fels, der Rocher le Diamante und zur Rechten fallen die steilen Hänge des ehemaligen Vulkans Morne Larcher senkrecht bis zur Brandung hinab. Ein absoluter Traum!
Aber Martinique hat viel mehr zu bieten, als nur Traumstrände
— die Insel ist genauso abwechslungsreich, wie ihr Wetter. Der nette Herr von der Tourist-Information, die es in jedem größeren Städtchen gibt, überhäuft uns mit Karten und Broschüren:
Segeln, Klettern, Canyoning, Windsurfen, Wellenreiten, Mountainbiken, Wandern, Paragliding, Kayaken, Reiten oder Tauchen. Alles ist hier möglich.
Da wir von der Auswahl überwältigt sind, schnappen wir uns erst Mal die gratis Wanderkarte auf der die 38 schönsten Wanderungen eingezeichnet sind. Gut übersichtlich mit Schwierigkeit, Länge, Startpunkt, Höhenmeter, einer Beschreibung der Strecke und der Vegetation. Alles auf Französisch. Martinique ist ein eigenständiges Department von Frankreich, also sozusagen Europa — Das hat viele Vorteile: super ausgebaute Straßen, Euro als Währung, französische Supermärkte, kaum Kriminalität, aber eben auch mit der französischen Eigenheit keine andere Sprache zu sprechen. Aber letztendlich schadet es ja nicht das etwas eingestaubte Schulfranzösich auszupacken und einfach loszuplaudern — die Bewohner Martiniques sind super freundlich und sehen über Aussprache und Grammatikfehler nonchalant hinweg.
Unsere erste Wanderung führt uns auf den Morne Larcher
den Berg den wir morgens schon vom Strand aus bewundern konnten. Drei Stunden für 2,5 Kilometer und 400 Höhenmeter kommt uns fast ein bisschen übertrieben vor, aber für einen kleinen Ausflug noch mit Jetlag in den Beinen genau das Richtige — denken wir! Die Wahrheit ist, die 400 Höhenmeter gehen fast senkrecht den Berg hinauf — immer über große Felsbrocken nach oben. Normalerweise ist es in Martinique nie drückend heiß, aber hier zwischen den Bäumen, wo uns der kühlende Wind nicht erreicht, steht die Luft. Und damit auch die Feuchtigkeit, so dass wir nach wenigen Minuten so aussehen, als hätten wir gerade frisch geduscht. Gerade als ich denke „So, jetzt habe ich aber genug von Bäumen und Steinen.“ haben wir endlich die Bergkuppe erreicht und werden mit einem traumhaften Blick über die Küste belohnt: türkises Wasser, weisser Sand und grüne Berge so weit das Auge reicht.
Auf der anderen Seite des Bergrückens können wir entweder zurücklaufen, auf den Bus warten oder den Daumen nach oben haltend an der Straße rumlungern. Wir wählen die dritte Option und werden sofort belohnt: Das erste Auto mit einer älteren Dame fährt sofort rechts ran und nimmt uns mit zurück zum Ausgangsort unserer Wanderung. Unsere Fahrerin kommt eigentlich aus Lyon ist aber schon vor 30 Jahren nach Martinique gezogen — wegen des Wetters — wer kann es ihr verdenken?
Apropos Wetter: Am nächsten Tag beschließen wir den mit 1397 Meter höchsten Berg der Insel zu besteigen.
1902 hat der Vulkan Pelée noch eine Spur der Verwüstung hinterlassen als er ausbrach und das 7km entfernte St Pierre völlig zerstört. Damals galt die Stadt noch als Perle der Karibik — heute ist eher ein Schatten ihrer Blütezeit. Da der Vulkan sich seit den 30er Jahren friedlich verhält, ist er inzwischen ein beliebtes Wanderziel. Wir wählen die schnellere, steilere (wir haben jetzt ja schon Übung …) Variante die von L’Ajoupa Bouillon startet.
Bouillon heisst ja auf deutsch Brühe und genau das empfängt uns sobald wir von der sonnigen Küste in die Berge im Landesinneren fahren: ein dicke Suppe!
Der Nebel ist so dicht, dass ich kaum die Hand vor den Augen sehen kann. Im Nieselregen stapfen wir durchs Grau, das nur ab und zu von einem riesigen Baumfarn unterbrochen wird, der genau auf dem Wanderweg steht — sonst hätten wir ihn nicht gesehen … Obwohl der Weg steil bergauf geht, führt doch der beißende Wind und der Regen dazu, dass unsere Gipfelpause eher kurz ausfällt. Wir können außer Nebel sowieso nichts sehen und sind froh wieder in wärmere Gefilde zu kommen.
Nur wenige Kilometer weiter Richtung Küste scheint wieder die Sonne und es ist mollig warm.
Wir sitzen am Strand und schauen auf den Berg von dem wir gerne die Aussicht über die gesamte Insel genossen hätten: Bei einer Länge von 73km und einer Breite von 39km ja eigentlich sehr übersichtlich, aber der Vulkan hat sich trotzig seine Nebelmütze aufgezogen, die er auch während unseres ganzen Aufenthalts nicht mehr abnimmt. Jeden Morgen schauen wir, ob der Gipfel frei ist und jeden morgen aufs neue ist er wolkenverhangen.
Glücklicherweise ist das Wetter an der Küste, bis auf ein paar kurze Schauer, immer sonnig und so beschließen wir, da es mit der Höhe nicht geklappt hat, es mit der Tiefe zu versuchen:
Glaubt man Reiseführern und Bekannten, dann muss man in der Karibik vor allem eines: Tauchen! Auch ohne Tauchschein kann man einen Schnuppertauchgang machen, der einem einen guten Einblick in die Unterwasserwelt gibt. Carine meine Tauchlehrerin kommt eigentlich aus Colmar hat aber bereits vor acht Jahren, verständlicher Weise beschlossen, dass die Baggerseen im Elsass nur halb so schön sind wir das Meer in Martinique und vor allem ist das Baggerseewasser auch eher nur ein drittel so warm … Unser Tauchgang findet bei einer angenehmen Badewannentemperatur von 27 Grad statt! Kaum springen wir ins Meer muss ich zugeben, dass ein Tauchgang doch noch etwas anderes ist, als Schnorcheln — irgendwie habe ich das Gefühl mitten drin zu sein — sozusagen Schnorcheln in 3D.
Tauchen ist Schnorcheln in 3D.
Die Welt unter Wasser ist nicht nur schillernd bunt, sie ist eine Oase der Ruhe. Fische, Algen, Korallen, alles wiegt sich gemächlich in den Wellen. Wenn man die Luft anhält, kann man sogar die bunten Fische an den Korallen knabbern hören. Carine legt ihre Hände aufeinander und rudert mit kleinem Finger und Daumen: ein klares Zeichen für Schildkröte! In einem Garten aus Korallen entdecke ich das ein Meter grosse Prachtexemplar. Gemächlich schaut sie mich an und kaut in aller Seelenruhe weiter.
Gerade haben wir unseren Aperitif bestellt, als das Wetter mal wieder in Sekundenschnelle von Sonne auf Regen umstellt. Nach einer Minute ist alles pitschnass aber auch schon wieder vorbei … nach 5 Minuten ist im strahlenden Sonnenschein fast alles wieder trocken, nur ein quietschbunter Regenbogen erinnert an das kurze Wetterintermezzo … so sind sie die Tropen: immer für eine Überraschung gut!
Allgemeine Auskünfte:
www.accueil-martinique.fr ist die offizielle Seite der verschiedenen Tourist-Informationsstellen.
www.martinique.org gibt mit vielen Bildern einen guten Überblick, was man Alles auf der Insel erleben kann.
Internationale Vorwahl: +596
Währung: Euro
Anreise:
Die Einreise ist für EU-Bürger mit einem Personalausweis möglich. Falls Sie während des Urlaubs andere Inseln besuchen wollen, benötigen Sie einen Reisepass.
Seit neustem fliegt die Condor Fort de France drei Mal wöchentlich direkt ab Frankfurt. Flüge gibt es ab 700€.
Airfrance und Corsair bieten Direktflüge ab Paris Orly. Ein Europa-Spezial Ticket der Deutschen Bahn in die französische Hauptstadt gibt es ab 39€. Vom Bahnhof geht es mit der Metro und dem Orlybus zum Flughafen Orly.
Natürlich kann man auch nach Paris fliegen — dort muss man dann aber auch den Flughafen wechseln.
Reisezeit:
Obwohl Martinique das ganze Jahr schön tropisch warm ist, gibt es doch eine Trocken- (Dezember-Mai) und eine Regenzeit (Juni-November). Den August und September gilt es zu meiden, denn hier kommen zu den sintflutartigen Regenfällen auch noch der ein oder andere Wirbelsturm.
Übernachten:
Auf www.locations-vue-turquoise.com findet man Ferienwohnungen, Bungalows und Villen in allen Preisklassen auf ganz Martinique – meistens allerdings nur wochenweise.
Hotel de L'Anse-Bleue liegt einmal vom wunderschönen Strand über die (nicht sehr stark befahrene) Strasse von Diamant Richtung Anse d'Arlet. Die Bungalows liegen verteilt in einem grossen Garten mit Pool und haben alle eine offene Küche und Terrasse. Es gibt auch Zimmer für Bed & Breakfast, die ich allerdings ein bisschen dunkel fand. Marie Hélène spricht ein bisschen Englisch – ihre Kolleginnen eher nicht.
Tel: 0596 76 21 91; www.hotel-anse-bleue.com
B&B ab 70€, Bungalow ab 80€; Le Diamant
Das ehemalige Gutshaus einer Kakao- und Kaffeeplantage Habitation Anse Couleuvre steht nach eigenen Angaben am Ende der Welt - ich wusste gar nicht, dass das Ende der Welt so schön ist! Die vier Zimmer sind geschmackvoll renoviert, der Garten riesig, das Meer in 5 Minuten zu Fuss zu erreichen und die Ruhe unschlagbar!
Tel: 0596 52 97 74, Le Prêcheur
DZ mit Frühstück 140€
Im Domaine Robinson kann man in einem Baumhaus am schwarzen Strand ganz in der Nähe von Anses d'Arlet mit Blick aufs Meer schlafen. Nachts auf dem Bett zu liegen, die Wellen und die Geräusche des Waldes zu hören, war der absolute Traum.
Tel: 0596 68628; www.domainederobinson.com; Anses d'Arlet
Baumhaus ab 100€, Bungalows ab 85€
Essen:
Ein unauffälliges Strassenschild weist den Weg zur Strandbar New Cap, kurz nachdem man den Strand von Le Diamant in Richtung Anses d'Arlet passiert hat. Was soll jetzt noch kommen, fragt sich der hungrige Besucher … und dann taucht dieses nette kleine Restaurant direkt am Strand auf. Ob man sich zuerst in einem Liegestuhl einen Cocktail mit Blick aufs Meer gönnt, oder gleich in die französisch/kreolische Speisekarte eintaucht, bleibt Geschmacksache …
Tel: 0596 76 12 99; Plage de l'Anse Caffard, Le Diamant
Tante Arlette ist nicht gerade für Ihre günstigen Preise, dafür aber für Ihren auszeichneten Hummer berühmt. Arlette hat auch 3 kleine Zimmer, die sie mit Frühstück (DZ 60€) vermietet.
Tel: 0596 557575; www.tantearlette.com; Grand'Riviere
Le Toucan ist ein lustiges buntes Restaurant mit überdachter Terrasse an der Südostküste. Hier habe ich die besten selbstgemachten Accras (Stockfisch-Frikadellen) gegessen.
Tel: 0596 742588; Le Vauclin
Tauchen:
Die Karibik ist ein Tauch- und Schnorchelparadies. Selbst Nichttaucher können bei einem Schnuppertauchgang die Unterwasserwelt erkunden. Carine spricht deutsch, ihr Mann Karim englisch. Das Hotel neben der Tauchbasis wird gerade restauriert - nicht abschrecken lassen, das Tauchcenter ist geöffnet.
Tel: 05 96 76 10 65; www.plongeemartinique.fr; Le Diamant
Schnuppertauchgang 60€, Normaler Tauchgang mit Tauchschein 50€. Für 375€ kann man mit sechs Tauchgängen samt praktischer und theoretischer Prüfung einen Tauchschein machen.